HILLESHEIM, 24.1.04

Herrlicher "Gesang" auf Hillesheimer Flügel

Pianist Bela Hartmann spielte Mozart, Chopin, Schubert und "H"

Hilleshcim(le). Es war schon starker Tobak was Pianist Bela Hartmann beim jüngsten Konzert im Hillesheimer Rathaussaal darbot. Vor allem waren es drei herrliche Werke von Mozart, Chopin und Schubert, die Hartmann auf dcm Flügel "singen" ließ, und ferner versetzte Violeta Dinescus "Torre de Si" das Publikum ins Staunen. Die Komponistin ließ das kurze Stücklein um den Ton "H" kreisen, umspielte diesen Ton mit allerlei Girlanden und Akkorden, eine formale Struktur war im Ganzen nicht erkennbar, aber die Kürze dieses "Werkes" war für alle Leidtragenden ein Labsal.

Nach Konzerten in England, Luxemburg und Prag war Hillesheim eine weitere Station auf der Tournee des jungen sympathischen Künstlers, der vewandtschaftliche Bindungen zur Eifel hat, war doch sein Stiefgroßvater der ehemalige Sprudelboss Dr. Hans Hahn. Man kann sich nur immer wieder wundern, welch großes Publikum die KEB Hillesheim in den wieder überfülltcn Rathaussaal zaubert, und das neue Management (nach Dieter Hilgers) kann sich üher diese großen Erfolge freuen. Rita Novaki als Vorsitzende und Organisator Norbert Müller können stolz darauf sein, daß Hillesheim, z.B. im Vergleich zu Gerolstein, eine wirkliche "Beispielstadt" ist.

Der "Gesang" von Béla Hartmann auf dem Rathausflügel hat als Hauptursache den feinnervigen Anschlag des Pianisten, der feinste Nuancen und dynamische Verästelungen herausholt, und zum Beispiel in der einleitenden Mozartsonate F-Dur KV 494 schon nach wenigen Takten deutlich machte, wie gut durchgearbeitet seine linke Hand anschlägt, wie Triolenfiguren und Arpeggien mit Lockerheit und Leichtigkeit daher sprudeln, und wie Mozert bei allem "Cantabile" auch in düsteren d-moll und f-moll-Gefilden im letzten Satz immer noch von Feinheit und Würde geprägt ist. Hinzu kommt Hartmanns feines Gespür für agogische Details. Solche Qualitäten offenbarten sich auch in Fredric Chopins Scherzo E-Dur mit schönen Wechseln von Lyrik und Dramatik.

Ein wahrer "Saftschinken" war die abschließende Sonate G-Dur von Schubert mit einer Dauer von fast 50 Minuten. Aber dieser Saftschinken, saftig und gut abgehangen, wurde von Bela Hartmann fein gewürzt und klanglich hoch differenziert serviert, und einzig der sehr lange erste Satz war wohl etwas zuviel des Guten mit seinen schier endlosen Wiederholungen, immer neuen Gedanken und der berühmten "unendlichen" Melodie. Bela Hartmann zeigte aber auch, dass er neben gesanglich angehauchten Passagen ebenso überzeugendes Martellato spielen kann, und seine gehämmerten Tonrepetitionen im Menuett widerlegten die Mär, dass Schubert eher ein säuselnder "Dreimäderlhaus"-Komponist ist. Nach dem rauschenden Beifall bedankte sich Hartmann mit zwei Deutschen Tänzen, zur Abwechslung von Schubert.

Ludwig Esser, Eifeler Allgemeine Zeitung, Nr.5-2004


 

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