RADOLFZELL, 1.11.08

Pianist mit weicher Seele

Das Publikum in der Villa Bosch wagte kaum zu atmen. Der begnadete Pianist Bela Hartmann verzauberte die staunende Zuhörerschaft mit seiner virtuosen Kunst am Klavier. Der bei London lebende Künstler hatte sich ein sehr ungewöhnliches Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn, Franz Schubert, Franz Liszt und Robert Schumann ausgewählt. Außergewöhnlich waren die fünf Klavierstücke des 2007 verstorbenen Tschechen Petr Eben, der sie 1991 nach Briefen von Franz Kafka an Milena komponiert hatte. Auch die drei böhmischen Tänze von Bedrich Smetana waren eine Reminiszenz an seine tschechisch-deutsche Herkunft.

Der 1971 in Stuttgart geborene Bela Hartmann wuchs nach der Scheidung der Eltern bei seiner tschechischen Mutter in München auf, wo er unter anderem bei Vadim Suchanov und Nicolas Economou studierte. Bereits im zarten Alter von fünf Jahren begann Hartmann Klavier zu spielen und trat bereits mit acht Jahren vor Publikum auf. Viele internationale Preise wie 1995 der Intercollegiate Beethoven Prize, London, und 1997 der Internationale Schubert Wettbewerb, Dortmund, folgten. In London studierte er am Trinity College bei John Bingham. 1998 beendete er sein Studium in München bei Elisso Wirssaladse.

In der Villa Bosch gab sich Bela Hartmann seinem Spiel vollständig hin. Mit meist geschlossenen Augen, den Kopf nach vorne geneigt, schien er die Musik der Tasten geradezu zu erspüren. Jeder angeschlagene Ton berührte die Seele und wurde durch ihn mit Leben erfüllt. Virtuos wechselte er die Tempi, dabei flogen seine Hände – auch über Kreuz – über die Klaviertasten. Die ganz leisen Töne beherrschte er grandios. Sie klangen nach einer gefühlvollen, nach innen gerichteten Welt, die er durch die Musik transformierte.

Beeindruckend expressiv ließ Bela Hartmann bei den Klavierstücken des 2007 verstorbenen Petr Eben seine große Kunst erkennen, wie auch nur einzeln angeschlagene Töne gekonnt künstlerisch klingen können. So mancher erstaunte Gast reckte den Hals, um in diesen Momenten auf Bela Hartmanns Hände sehen zu können. Der variationsreiche Anschlag der Tasten scheint das Geheimnis des Pianisten zu sein. Er beherrscht ihn von ganz sanft bis zärtlich über einen wilden Trommelwirbel bis hin zum harten, lauten Anschlag. Präzision, Technik, volle Konzentration und viel inneres Gefühl nach außen transportiert, waren immer mit dabei. So entließ er ein hochzufriedenes und verzücktes Publikum in die Nacht.

Corinna S. Heyn, Südkurier 4.11.2008


 

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