RADOLFZELL, 19.11.11

Träumen erlaubt: Béla Hartmann verzaubert die Zuhörer mit einem Nocturne von Chopin.
Bild: Lisa Jahns

 

Zeitgenössisches zum Hinhören


Klaviermusik in der Villa Bosch:

Der Pianist Béla Hartmann verzaubert Zuhörer mit Werken von der Romantik bis zur Moderne


Béla Hartmann scheint zu der Sorte von Künstlern zu gehören, die ihre Zuhörer lieber allein durch ihr Schaffen beeindrucken, als durch ihren Charme oder große Worte. In schlichter, schwarzer Kleidung betritt er mit beinah schüchternem Lächeln den Raum, geht zum Flügel und beginnt ohne Umschweife zu spielen: Franz Schuberts Sonate in C- Dur, die die klare Handschrift der romantischen Epoche trägt. Meisterhaft gelingt es Hartmann, die lebhafte Emotionalität der Sonate auf den Zuhörer zu übertragen. Allerdings ist man immer wieder aufs Neue überrascht, wie Hartmann es schafft, den Flügel noch lauter erklingen zu lassen, auch wenn man davor mit Sicherheit behauptet hätte, lauter geht es nicht. Auch wenn die romantischen Werke bisweilen eine große Lautstärke verlangen, trägt die nicht optimale Akustik in den Räumen der Villa Bosch manchmal dazu bei, dass sich der Klang beinahe überschlägt. Das ist für das Stück nicht sehr vorteilhaft und lässt die Musik an einigen Stellen erzwungen wirken.

Auch im nachfolgenden Stück des zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann, kommt dieses Problem immer wieder zum Tragen. Seine Sonate „Fleur du mal“ stellt in jeder Hinsicht höchste Ansprüche. Sowohl an die Technik des Pianisten, als auch an das Ohr des Zuhörers und nicht zuletzt an den Flügel, der sich eine Behandlung gefallen lassen muss, die er von Werken aus früherer Zeit sicher nicht gewohnt sein dürfte. Es fasziniert hierbei vor allem die virtuose Fingerfertigkeit des Pianisten, der mit schlafwandlerischer Sicherheit diese hochdramatisch klingende Sonate vorträgt.

Beinah erleichternd wirken nach dem heftigen Werk von Widmann die abschließenden Stücke von Chopin, die es dem Zuhörer zumindest an manchen Stellen erlauben, in romantische Träumerei zu versinken und die Welt für einen Augenblick Welt sein zu lassen. Sehr schade allerdings hier, dass eine Seite des Flügels einen nicht ganz klaren Klang hat, ein wenig scheppert, was vor allem bei den Chopin- Stücken auffällt und die ansonsten wunderbare Stimmung stört.

Alles in allem allerdings ein gelungener Konzertabend in der Villa Bosch, mit einem Programm, das man so nicht alle Tage hört und einem großartigen, äußerst sympathischen Pianisten.

 


 

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