Träumen erlaubt: Béla Hartmann verzaubert die Zuhörer mit einem Nocturne von
Chopin.
Bild: Lisa Jahns
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Zeitgenössisches
zum Hinhören
Klaviermusik in der Villa Bosch:
Der Pianist Béla
Hartmann verzaubert Zuhörer mit Werken von der Romantik bis zur Moderne
Béla Hartmann scheint zu der Sorte von Künstlern zu gehören, die ihre
Zuhörer lieber allein durch ihr Schaffen beeindrucken, als durch ihren
Charme oder große Worte. In schlichter, schwarzer Kleidung betritt er mit
beinah schüchternem Lächeln den Raum, geht zum Flügel und beginnt ohne
Umschweife zu spielen: Franz Schuberts Sonate in C- Dur, die die klare
Handschrift der romantischen Epoche trägt. Meisterhaft gelingt es Hartmann,
die lebhafte Emotionalität der Sonate auf den Zuhörer zu übertragen.
Allerdings ist man immer wieder aufs Neue überrascht, wie Hartmann es
schafft, den Flügel noch lauter erklingen zu lassen, auch wenn man davor mit
Sicherheit behauptet hätte, lauter geht es nicht. Auch wenn die romantischen
Werke bisweilen eine große Lautstärke verlangen, trägt die nicht optimale
Akustik in den Räumen der Villa Bosch manchmal dazu bei, dass sich der Klang
beinahe überschlägt. Das ist für das Stück nicht sehr vorteilhaft und lässt
die Musik an einigen Stellen erzwungen wirken.
Auch im nachfolgenden Stück des zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann,
kommt dieses Problem immer wieder zum Tragen. Seine Sonate „Fleur du mal“
stellt in jeder Hinsicht höchste Ansprüche. Sowohl an die Technik des
Pianisten, als auch an das Ohr des Zuhörers und nicht zuletzt an den Flügel,
der sich eine Behandlung gefallen lassen muss, die er von Werken aus
früherer Zeit sicher nicht gewohnt sein dürfte. Es fasziniert hierbei vor
allem die virtuose Fingerfertigkeit des Pianisten, der mit
schlafwandlerischer Sicherheit diese hochdramatisch klingende Sonate
vorträgt.
Beinah erleichternd wirken nach dem heftigen Werk von Widmann die
abschließenden Stücke von Chopin, die es dem Zuhörer zumindest an manchen
Stellen erlauben, in romantische Träumerei zu versinken und die Welt für
einen Augenblick Welt sein zu lassen. Sehr schade allerdings hier, dass eine
Seite des Flügels einen nicht ganz klaren Klang hat, ein wenig scheppert,
was vor allem bei den Chopin- Stücken auffällt und die ansonsten wunderbare
Stimmung stört.
Alles in allem allerdings ein gelungener Konzertabend in der Villa Bosch,
mit einem Programm, das man so nicht alle Tage hört und einem großartigen,
äußerst sympathischen Pianisten.
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