RADOLFZELL, 27.10.2016

 

Auftakt zum musikalischen Herbst

 

Für begeisterte Reaktionen sorgte der Pianist Béla Hartmann in der Villa Bosch bei seinen rund 50 Zuhörern

 

Mit einem äußerst schwierigen aber sehr unterhaltsamen Programm fesselte der bescheidene Musiker sein Publikum – überwiegend mit Kompositionen aus der Romantik. Der Höhepunkt war ein Werk von Ludwig van Beethoven, das dieser 1823 über einen Walzer von Anton Diabelli komponiert hatte: sein längstes Klavierwerk, vergleichbar mit Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. Hartmann erklärte, dass der Verleger Diabelli den Walzer an 50 Komponisten – darunter auch Beethoven, Liszt und Schubert – schickte, damit sie drei Variationen darüber komponierten. Beethoven komponierte mit so viel Leidenschaft, dass gleich 33 Variationen entstanden sind. Bis auf die letzten drei sind alle in C-Dur notiert. Weil das Werk so anspruchsvoll ist, kam es erst 1856 zur Uraufführung. Hartmann begann mit dem kurzen, schon fast derben Walzerthema. Die Veränderungen erklangen dann abwechselnd in schweren Akkorden, schnelle leichte Akkorde folgten, Melodiebögen mit Begleitakkorden brachten wiederum Leichtigkeit, Fanfaren-Akkorde ließen einen Jagdwalzer ertönen, eine wellenförmige Fuge erklang und auch moll-Variationen durften nicht fehlen. Es war eine unglaubliche Leistung von Hartmann, das 50-minütige Werk spieltechnisch, dynamisch wie mental zu interpretieren und dabei auch noch auswendig zu spielen. Besonders mit seinem sehr differenzierter Tastenanschlag fesselte er in der langen Interpretation die Zuhörer. „Schafft er das?“, fragten sich sicher viele. „Mir half der Ablauf der Stücke beim Einstudieren“, so Hartmann. Und in der Tat war die Reihenfolge der Variationen so abwechslungsreich, dass der zweite Teil des Konzerts für die Zuhörer kurzweiliger war als der erste. Die übrigen Werke – drei Sonaten von Guiseppe Domenico Scarlatti, Variationen in f-moll von Joseph Haydn und sechs Rumänische Tänze von Béla Bartok – hatte Hartmann für den humorvollen Auftakt gewählt. Eine Schubert-Variation des Walzers war die Zugabe dieses Abends voll virtuoser Hingabe.

 

Christine Göcke, Südkurier

 

Foto: Christine Göcke



 


 

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